Ein Interview mit Sam Maher

Meine liebe golden-blaue Familie!

Eigentlich braucht dieses Interview mit Sam Maher keine Einleitung, Sam spricht für sich – ob mit oder ohne Worte; ob durch seine Musik, die Art, wie er spielt oder was er sonst so tut. Durch was Sam sich zum Ausdruck bringt, ist eigentlich egal, denn wer ihn beim Kryonfestival im Frühjahr live erlebt hat, kann bestätigen, dass Sam eine Ausstrahlung hat, der sich keiner, wirklich keiner, entziehen kann. Sam berührt die Herzen der Menschen – schlicht und ergreifend.

Diese Einleitung dient einzig dazu, dich etwas in die Situation und Umgebung, in der dieses Interview stattgefunden hat, einzuführen. Eigentlich ist dies auch kein Interview, sondern eher ein normales Gespräch, bei dem nicht ganz zufällig ein Aufnahmegerät mitlief. Chamuel und ich hatten einfach die Idee und Absicht, dich an dem Vergnügen teilhaben zu lassen, eine kostbare Stunde an Zeit mit Sam verbringen und ihn persönlich etwas näher kennenlernen zu dürfen. Es fängt auch quasi mitten in einer bereits laufenden Unterhaltung an, das Sam und ich schon auf dem Weg vom KuKo in den Park davor hatten, bis wir auf der Wiese Platz genommen haben.

Stell dir also vor, es ist mittags um ein Uhr an einem Festivalsonntag. Fast drei Tage der Wirklichkeit liegen bereits hinter dir – voller Eindrücke, menschlichen Begegnungen, Gesprächen mit Freunden, Kunden und Familie, voller höchster Energien, von den Gnadenengeln gesegnet und durchflutet von der unermesslichen Liebe und dem gebündelten Licht der 36 Hohen Räte, die so nah bei dir sind, wie sonst an keinem anderen Tag im Jahr.

Stell dir vor, du sitzt zusammen mit Sam auf einer Wiese, mitten im Herzen von Rosenheim. Das normale Treiben des Citylebens um dich herum, die Engel sitzen mit dir zu deinen Füßen und die Sonne scheint. Dein Verstand ist völlig beiseitegelegt, dein Herz sperrangelweit offen. Du fühlst dich wie betrunken vor Glückseligkeit, hast keine Worte, sondern lässt einfach fließen … In diesem Sinne wünsche ich dir von Herzen viel Spaß beim Lesen und Fallenlassen in Momente des Beisammenseins mit Sam Maher.

In Savier und Elexier

Deine Shana Lee

Shana: Fahre bitte fort. Erzähle uns von deinen Gefühlen, zum nächsten Kryonfestival im Herbst von Sangitar wieder eingeladen worden zu sein.

Sam: Ja, ich bin wieder eingeladen! Ich bin tatsächlich wieder eingeladen! Das hatte ich überhaupt nicht erwartet und das bedeutet mir wirklich unbeschreiblich viel!

Als ich zum Festival kam, war ich mir nicht ganz sicher, wie die Menschen auf die Musik reagieren würden. Ich war mir auch nicht sicher, wie sie auf mich als Person reagieren würden und nun weiß ich, wie offen und freundlich alle zu mir sind – bis hin zu dem Punkt, wieder eingeladen worden zu sein. Das berührt mich sehr und bedeutet mir wirklich eine Menge!

Shana: Was bedeutet „eine Menge“ für dich genau?

Sam: Es bringt mir in gewisser Art den Glauben an mich, dass ich etwas Wertvolles tue. Die Menschen verstehen die emotionale Verbindung, die ich mit meinem Instrument habe, und wie gerne ich es zur Kommunikation nutze. Es kommt offensichtlich bei den Menschen eurer Gemeinschaft an.

Für mich ist das sehr berührend, weil es für einen Musiker nicht immer so ist. Manchmal spielst du für Leute, die nicht wirklich interessiert sind oder die sich nicht mit deinen Gedanken oder der Art, wie du zu spielen beabsichtigst, verbinden. Also, zu euch als Publikum zu spielen, war großartig für mich, denn ich konnte einfach die Liebe im Raum und die Wertschätzung spüren.

Wir kommen alle aus solch unterschiedlichen Welten, aber diese Veranstaltung scheint so zu sein, dass alle zusammenkommen und die gleiche Wellenlänge haben.

Shana: Du verstehst kein Wort Deutsch und weißt demzufolge überhaupt nicht, was vor sich geht – konntest du dennoch die Energien fühlen, die durch die Botschaften der Geistigen Welt und die Segnungen zu uns kommen?

Sam: Ja, das konnte ich! Nicht in der Lage zu sein, zu verstehen, was eigentlich gesagt wird, öffnet mich in gewisser Art, irgendwie den Raum zu fühlen. Ich werde nicht von Worten geleitet, sondern von Tönen. Es war wirklich faszinierend für mich und ich denke, es hat viel mit dem kollektiven Bewusstsein zu tun.

Es liegt in der menschlichen Natur: Wenn sich eine Masse von Menschen versammelt, die sich alle auf eine Sache fokussieren oder alle grundsätzlich in einer gemeinsamen Art und Weise schwingen, ist es nahezu unmöglich, das nicht für sich selbst zu übernehmen.

Obwohl ich nicht weiß, was gesagt wird, kann ich wirklich die Energie fühlen, die im Raum kreiert wurde – die Absicht hinter dieser Energie. Es ist wirklich interessant. Ich war mir nicht sicher, ob ich in der Lage sein würde, während der Channelings im Raum zu bleiben, aber aufgrund dessen, dass ich vorher kein Problem hatte, hatte ich auch kein Problem damit, einfach dazusitzen und Teil des kollektiven Bewusstseins des Raumes zu werden.

Shana: Machst du – außer der Musik – sonst noch irgendwas Spirituelles?

Sam: Ich betrachte mich selbst als eine spirituelle Person. Ich glaube zwar nicht so sehr an geistige Wesen oder so etwas, aber ich bin ein großer Fan von Meditation. Aber meine Form der Meditation ist mehr innerlich. Es geht mehr darum, meinen Verstand herunterzufahren – denn, wenn ich das nicht tue, spielt der verrückt. Ich finde Töne und Ruhe sehr wichtig für den Prozess, meine Mentalität zu erhalten. Macht das Sinn?

Shana: Ja, natürlich!

Sam: Also, ich würde sagen, ich bin eine spirituelle, aber keine religiöse Person. (Sam lacht.)

Shana: Ich denke auch, dass jeder Mensch ein spirituelles Wesen ist und Liebe die eigentliche Religion von uns allen, die uns alle miteinander verbindet.

Sam: Da stimme ich dir zu.

Shana: Viele Menschen haben mich gebeten, dir die Nachricht zu überbringen, dass sie nicht nur deine Musik mögen, sondern dich als Mensch. Du berührst alle tief. (Sam lächelt.) Sie fühlen die Energie, die du in etwas steckst, und beschreiben dich zusammenfassend als sehr sympathisch, bescheiden, gut geerdet, lustig, mit offenem Geist und offenem Herzen …

Sam: Das ist wirklich toll und es ist beschämend, dass ich mich mit den Menschen nicht auf Deutsch unterhalten kann.

Shana: Kein Problem.

Sam: Ich weiß, dass das kein Problem ist, aber für mich ist es einfach großartig, wenn die Menschen zu mir kommen und einfach ihr Ding sagen können. Und sie sagen, was ich in mir fühle, dass ich eine nette, bescheidene, energievolle Person bin – und das bedeutet mir wirklich unbeschreiblich viel!

Von so weit her, von der anderen Seite der Welt zu kommen und die Möglichkeit zu bekommen, das rüberbringen zu können … Ja, es ist wirklich eine wunderschöne Zeit für mich hier. (Sam ist still.) Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht.

Shana: Was hast du erwartet, bevor du hergekommen bist?

Sam: Um ehrlich zu sein, wusste ich überhaupt nicht, was ich erwarten sollte. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich unwohl fühlen würde. Ich bin im Allgemeinen eine etwas ängstliche Person. Ich war also ein bisschen aufgeregt, ob die Menschen mögen würden, wie ich auftrete. Ich war mir nicht sicher, ob ich reinpassen würde – aber alle hier haben mich einfach mit offenen Armen begrüßt und das ist wirklich schön!

Shana: Ich freue mich mit dir! Aber lass uns das Thema wechseln. Ich möchte mit dir über deine Reisen und Erfahrungen auf der ganzen Welt sprechen. Bestimmt hast du einige sehr interessante Geschichten zu erzählen.

Beginnen wir mit deinem berühmten YouTube-Video, „New York“, das viral ging. Es ist auch unter uns wie ein Lauffeuer rumgegangen. Für uns scheint es nahezu perfekt, aber wie war es aus deiner Sicht?

Sam: Äh, ja …

Shana: Möchtest du das mit uns teilen?

Sam: Als ich das Instrument erhielt, wusste ich im Grunde nicht wirklich, wie man es richtig spielt …

Aber ich muss ein bisschen ausholen: Ich war dreiundzwanzig Jahre alt, als ich mein Instrument erhielt, und ich wollte es im wahrsten Sinne erleben. Also verkaufte ich eine Woche später alles, was ich besaß, und flog nach Südamerika. Meine Absicht war, einfach zu reisen. Ich wollte einfach nur reisen, in eine andere Kultur eintauchen und davon überleben, Musik zu spielen – und das habe ich getan!

Das erste Mal, dass ich mich mit meinem Instrument richtig hingesetzt habe, war auf der Straße – irgendwo in der Welt – und ich habe einfach angefangen zu spielen. Und nach einer Weile fiel mir auf, dass die Menschen auf bestimmte Sachen, die ich mit dem Instrument mache, reagierten.

Also habe ich mir gesagt: „Gut, das ist etwas, was die Menschen mögen, das merke ich mir.“ Denn jedes Mal, wenn ich etwas spielte, was die Menschen mögen, bedeutete es für mich, etwas Geld zu bekommen – und das hat mich eine lange Zeit über Wasser gehalten. Ich war schlussendlich ganze fünfzehn Monate in Südamerika!

Ich ließ mir einen langen Bart wachsen, hatte all die Reiseklamotten an – ich sah sehr nach „New Age“ aus … (Sam lacht.) Aber dann wurde ich sehr, sehr krank – das war in Mexiko –, und zwar so heftig, dass ich mir sagte: „Okay, jetzt muss ich nach Hause!“

Es war ein Moskitostich, der mich so krank machte. Ich verlor eine Menge Gewicht und mir ging das Geld aus. Ich hatte genug, um nach New York zu kommen, und so flog ich nach New York. Von dort aus ist es ein einfacher Flug nach Australien, aber ich hatte kein Geld, um ihn mir zu leisten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein Jahr Praxiserfahrung mit dem Instrument, also entschied ich: „Okay, ich gehe jetzt darunter in die U-Bahn und werde nicht aufhören zu spielen, bis ich genug Geld zusammen habe, um nach Hause zu fliegen.“

Gleich am ersten Tag, an dem ich mich zum Spielen hinsetzte, kam ein Mann zu mir, der audio-visuelle Medien für eine Digitale-Medienfirma bearbeitet. Er hatte sein ganzes Equipment dabei und sagte: „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich wo hinbringe, um dich zu filmen?“!

Ich war ziemlich nervös, denn das Instrument, das ich in dem Moment dabeihatte, kannte ich noch nicht gut. Ich hatte es erst zwei Tage vorher bekommen und nun sollte ich damit gefilmt werden. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es zu spielen hatte, aber ich machte mich mit diesem Mann auf zu dieser entlegenen U-Bahn-Station. Er begann ohne Umschweife mit der Aufnahme und ich ließ einfach raus, was auch immer ich in dem Moment fühlte – so, wie ich es immer mache, wenn ich auf der Straße spiele.

So habe ich in New York also nicht nur genug Geld zusammenbekommen, um – nach über einem Jahr des Reisens – nach Hause zu kommen, sondern zudem hat sich dieses Video auch noch, wie du gesagt hast, wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt verbreitet und sorgt seither dafür, dass ich weiterhin um die ganze Welt reisen kann.

Es ist eine witzige Parallele, dass du so krank und verzweifelt bist, dass du nach Hause gehen musst und dass sich das in etwas manifestiert, das mein ganzes Leben verändert hat …

Und alles dank dieses Instruments und der Art, wie ich damit umgehe; der Art, wie ich beabsichtige, damit zu interagieren. Es ist fast wie ein Ventil dafür, wie ich mich innerlich fühle, wenn ich nicht die Worte habe, um zu beschreiben, wie ich mich innerlich fühle.

Tja, das ist die Geschichte dahinter. (Sam lacht.)

Shana: Das war ein magischer Moment: Du hattest dieses Instrument erst seit zwei Tagen, keine Ahnung, wie man es spielt – und dann, plötzlich, war eine Kamera auf dich gerichtet, in einer Situation, in der du dich alles andere als gut gefühlt hast. Wie bist du in diesem Moment mit deinen Emotionen umgegangen?

Sam: Ich wusste, dass dieses Video vielleicht von Menschen gesehen werden würde. Ich schätze, es gab da einen Druck in mir, an den ich von meinen Auftritten als Schlagzeuger gewöhnt bin, der sagte: „Du musst einfach performen!“

Ich habe also im wahrsten Sinne ein Mal tief Luft geholt, meine Augen geschlossen, um zu hören, was ich spiele, und einfach losgelassen … (Sam macht eine Pause.) Weißt du, das, was dann mit mir geschieht, ist, dass ich einerseits die Noten, die ich spiele, hören kann und gleichzeitig in mir, fast zehn Sekunden im Voraus, wohin die nächsten Noten gehen sollten.

Shana: Das ist spannend!

Sam: Es ist wie … Ich habe es immer so erklärt: Mit dem Instrument ist es nicht so, dass ich mich damit hingesetzt und gelernt habe, wie man es spielt. Es ist fast so, als ob ich mich damit nur hinsetzen und es leicht berühren brauche und dann das Instrument beginnt, mich zu lehren, was es von mir braucht und wohin es gehen soll.

Ja, die Melodie findet sicher zu mir, sobald ich das Instrument in den Händen halte – was wirklich sehr schräg ist, wenn man mal darüber nachdenkt. Das Instrument hat mir erzählt, wie man spielt – nicht umgekehrt.

Shana: Das ist großartig! Und was passiert, wenn du versuchst Aufnahmen zu machen? Du hast mir erzählt, dass du mit den Ergebnissen noch nicht so zufrieden bist. Woran liegt das?

Sam: Ich schätze, es gibt definitiv einen Künstler in mir, der ständig nach Perfektion strebt. Aber ich denke, dass das bei den Aufnahmen nicht unbedingt ausschlaggebend ist. Das Instrument an sich – das Hang oder die Handpan, wie auch immer man es nennen mag –, ist ein Instrument, das beim Anhören sehr physisch wirkt, weil es im wahrsten Sinne Schwingung ist. Es erzeugt beim Spielen eine eigene Frequenz.

Die Menschen werden von dieser Frequenz erfasst, wenn sie das Instrument live erleben können. Wenn du um es herumsitzt und es hörst, dann nimmt es dich im positive Sinne vollkommen mit. Ich finde, sobald du darum Mikrofone aufbaust, in die du hineinspielst, und du das Instrument über Lautsprecher hörst, dass du nicht unbedingt … – Sorry (Sam seufzt), mir fehlen die Worte – … die Schwingung von dem Instrument selbst erfassen kannst.

Deshalb war ich mit keiner der Aufnahmen, die ich bisher gemacht habe, je zu hundert Prozent zufrieden. Aber ich arbeite sehr hart daran, um das richtige Setting zu finden, in der richtigen Stimmung zu sein und die richtigen Mikrofone zu haben, um die realistischste Version des Instruments zu produzieren, die mir möglich ist.

Ich denke, es hängt viel davon ab, wie ich mich beim Aufnehmen fühle. Wenn du diese Dichte, diesen Druck, den ein schallgedämmter Raum für gewöhnlich hat, fühlst, dann gibt dir das nicht unbedingt das Gefühl, das du brauchst, um schöne Musikstücke zu produzieren. Das kann echt hart sein. Deshalb denke ich, geht’s mehr darum, den richtigen Platz für die Aufnahmen zu finden, der dann auch zur Verfügung steht – und das werde ich ganz bald angehen. (Sam lächelt.)

Shana: Super! Du hast deine Erfahrungen als Schlagzeuger erwähnt …

Sam: Ja, ich denke, mein Hintergrund als Schlagzeuger hat mir mit der Handpan sehr geholfen. Ich meine, ich bin ein sehr leidenschaftlicher Schlagzeuger. Ich liebe es, Schlagzeug zu spielen, und ich spiele so viele verschiedene Stile.

Ich denke, Schlagzeugspielen ist eines der besten Dinge, die ich jemals als Kind gemacht habe und das ich wirklich auf dieses Instrument übertragen kann – und zwar weil ich die Handpan hochnehmen konnte und bereits Rhythmus hatte. Also, es hilft mir wirklich, Schlagzeuger zu sein.

Als ich das Wissen, das ich als Schlagzeuger hatte, auf der Handpan spielte, dann aber obendrauf die Melodien hinzufügte, hat mich das wirklich auf ein neues Level gebracht. So lange hatte ich mich schon nach einem Perkussion-Instrument gesehnt, mit dem du rhythmisch sein kannst, aber auch die emotionale Antwort durch die Melodien, die es machen kann, bekommst.

Es verschafft mir auch einen Zugang zu einer völlig anderen Welt. Als Schlagzeuger wäre ich niemals hier! Weißt du was ich meine? (Sam und Shana lachen.) Ich wäre niemals hierher eingeladen worden, um auf einem Schlagzeug zu spielen. Das ist normalerweise für dreckige, australische Rock’n‘Roll-Bars reserviert. Meine Fähigkeit, Handpan zu spielen, hat mir wirklich eine neue Welt eröffnet – und wie ich schon sagte, es hält mich am Reisen, seit dieses Video wie verrückt um die Welt ging.

Shana: „Dreckige Rock’n‘Roll-Bars“ – das ist die perfekte Vorlage, um das Bild, das manche Menschen vielleicht von dir als einen netten, braven, spirituellen, jungen Mann haben, aufzubrechen … Erzähl uns doch bitte, in welcher Band du als Schlagzeuger spielst?! (Es wird gelacht.)

Sam: Im Augenblick bin ich in einer Punkrockband, einer feministischen Punkrockband – und sie machen das ziemlich gut! Es ist schon lustig. Ich schätze, viele Leute kennen meinen Namen von diesem New York Video und, wie schon gesagt: Ich war am Ende einer über einem Jahr langen Reise. Ich hatte den Bart; ich hatte den Hut; ich hatte den bunten Pullover an; ich hatte all diese Reisearmbänder um …

Ich denke, weil das Video so beliebt geworden ist, haben viele Menschen den Eindruck von mir bekommen, dass ich eine extrem spirituelle Hippie-Person bin. (Sam lacht.) Was ich eigentlich auch bin, was ich wirklich auch bin –, aber eben nicht so, wie es aussieht, wenn die Menschen mich anschauen.

Shana: Auf welche Weise dann?

Sam: Wie soll ich das sagen, ohne dass es rechtfertigend klingt? Ich bin eine sehr spirituelle Person. Ich bin auch Veganer. Ich habe eine große Wertschätzung für die Erde, auf der wir leben, und für alle Menschen der Welt, aber ich bin nicht dieser stereotype Hippie-Typ, so wie ich vielleicht auf dem Video rüberkomme.

Ich zünde keine Räucherstäbchen an und mache keine Dinge dieser Art. Was nicht heißt, dass ich für diese Welt nicht offen bin. Aber die meiste Zeit spiele ich Musik, die sehr laut, wild und grob ist und definitiv nicht in die spirituelle Welt passt.

Shana: Mir ist das sehr sympathisch. Das macht das Ganze rund.

Sam: Ich fühle mich als eine interessante, verrückte Person und ich denke, ohne diese Art von Menschen wäre das Leben völlig langweilig. (Es wird gelacht.)

Ist doch wahr, oder? Verrückte Leute sind großartig. Verrückte Leute haben interessante Geschichten beizutragen und ich fühle, dass es im Leben hauptsächlich darum geht, interessante Geschichten zu sammeln. Für mich ist der Sinn des Lebens, so viel wie möglich zu erleben.

Ich möchte eines Tages alt im Rollstuhl sitzen, mit einem Enkel oder einer Enkelin von mir sprechen und ihnen all diese Dinge erzählen. Sie sollen denken, dass ich der verrückteste alte Mann bin, den es überhaupt gibt, und keines der Dinge, die ich sage, wahr ist. Ich möchte, dass das passiert. (Sam lacht.)

Shana: Streiche den Rollstuhl aus dem Bild und dann finde ich es auch eine wunderschöne Vorstellung – und du hast bereits jetzt viele interessante Geschichten zu erzählen, zum Beispiel von deinen Reisen

Sam: Oh, da sind so viele, so viele …

Shana: Welche kommt dir als erste in den Sinn?

Sam: Da gibt’s einige Reisen, die in beidem, sowohl auf gute als auch auf schlechte Weise, interessant waren. Aber ich würde sagen, dass mir die besten Dinge beim Volontieren passierten. Ich habe viel Freiwilligenarbeit geleistet, als ich auf Reisen war. Es war für mich ein Mittel, um ohne Geld auszukommen. Man bekommt freie Unterkunft und was man so braucht und hilft dafür aus – und das hat mich zu so vielen unglaublichen Orten geführt.

Ich war ein Halbzeitkoch im Hari-Krishna-Kloster in Kolumbien. Ich arbeitete für eine Wildtier-Auffangstation für gefährdete Arten, die illegal im gesamten Amazonasgebiet gehandelt wurden. Ich landete während dieser Reise an einem Fluss, der voller Anakondas war – und ich hatte keine Ahnung! Bis mich morgens um zwei Uhr ein Polizist fand – mitten im Amazonas! Er weckte mich mit seiner Taschenlampe und sagte: „Hier solltest du wirklich nicht campen!“ Weißt du, es gibt eine Millionen und eins Geschichten der Art, die ich dir erzählen könnte.

Shana: Erzähl uns bitte noch ein paar mehr, vielleicht über die Menschen. Wie haben sie auf deine Musik reagiert?

Sam: Ich spreche kein Spanisch. Ich habe ein bisschen Spanisch gelernt, aber ich habe so viele Erfahrungen gesammelt, indem ich einfach nur Musik gemacht habe. Ich wurde in die Häuser der Menschen eingeladen, um dort über Nacht zu bleiben. Ich habe ein paar der besten Freunde meines Lebens kennengelernt, als ich Musik gespielt habe – und es ist so seltsam für mich, zu fühlen, dass ich mit jemandem kommuniziert habe, ohne dabei einen richtigen Satz gesprochen zu haben, den wir beide verstanden haben. Und das passierte jeden Tag, jeden einzelnen Tag!

Shana: War das in den verschiedenen Ländern gleich?

Sam: Ja, auf jeden Fall! Ich hatte eine wirklich unglaubliche Zeit in Bolivien. Bolivien ist nicht unbedingt ein einfaches Land zum Reisen. Eigentlich ist es dort sogar extrem schwer zu reisen und deshalb gehen da nicht viele Menschen hin. Die Bevölkerung besteht zu sechsundneunzig Prozent aus Einheimischen, aus allen ethnischen Gruppen. Es gibt dort keine richtigen Straßen. Es ist wie auf einem anderen Planeten zu landen – und ich blieb dort schlussendlich ganze drei Monate!

Der Grund, warum ich das dort wirklich geliebt habe, ist, dass ich diese unglaublich verrückte, verrückte Erfahrung mit obdachlosen Kindern machen durfte. Fast jedes Mal, wenn ich spielte; fast jedes Mal, wenn ich mich auf der Straße hinsetzte und spielte, kamen die Kinder von überall aus den Ghettos und setzten sich einfach um mich herum.

Es war eine der berührendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe! Kein Mensch aus dem Westen ist jemals dort hingegangen und hat so etwas wie dieses Instrument mitgebracht. Es war wirklich so, als wäre ich direkt aus dem Himmel zu ihnen herabgekommen, um mich auf ihren Platz zu setzen – und ich konnte es einfach nicht fassen.

Ich konnte nicht fassen, dass sie mit jemandem wie mir so umgegangen sind, wie sie es taten. Denn ich bin mir sicher, dass diese Kinder eigentlich daran gewöhnt sind, dass wenn jemand in das Land reist, derjenige sie wahrscheinlich mitleidig ansieht und angewidert “Uah, obdachlose Kinder!” als Kommentar fallen lässt. Aber sie hatten einfach nur Spaß mit mir. Sie hatten Freude daran, das Instrument zu berühren, und lachten darüber, dass ich nicht wusste, wie ich mit ihnen reden konnte.

Das ist wirklich und wahrhaftig eine der innigsten, schönsten und wertvollsten Erinnerungen der ganzen Reise, die ich habe: Einfach die ständige Begegnung einer Gruppe von Menschen mit so unterschiedlichen Leben wie … Einfach so anders … Das genaue Gegenteil voneinander … Die verschiedensten Spektren der Welt … Aber irgendwie brachte es irgendetwas zusammen! So etwas wie das hatte ich bis dahin noch niemals zuvor gefühlt!

Shana: Du sprichst von den Gegenteilen. Wie war deine Kindheit?

Sam: Ich habe eine sehr schöne Erinnerung an meine Kindheit. Ich bin im Busch aufgewachsen. Ich lebte in einer sehr kleinen Stadt im Outback von Australien – wirklich sehr klein. Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, hatte für die Aborigines eine sehr signifikante Bedeutung. Er heißt Karijini und es ist ein heiliges Land für die australischen Ureinwohner. Ich bin mit einer anderen Kultur aufgewachsen – und ich denke, das ist in Australien ziemlich selten.

Weißt du, meine Eltern haben sich nie groß für Technik interessiert, als die herauskam, und mir war es lieber, mit Legosteinen zu spielen und draußen zu sein, als mich hinzusetzen und mir einen Film anzusehen. Also, ich hatte eine wundervolle, privilegierte Kindheit!

Shana: Das ist wirklich schön!

Der Titel von diesem Interview lautet: „Was ich euch noch sagen wollte …!“

Sam: Ich würde gerne meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, hier so herzlich willkommen zu sein! Ich weiß, ich habe es vorhin schon mal gesagt, aber es bedeutet mir wirklich so viel, in der Lage zu sein, meine Ideen mit Menschen von der anderen Seite der Erde teilen zu können. Das ist mir immer sehr wichtig.

Also, was ich euch noch sagen wollte, ist in dicken, fetten Großbuchstaben: DANKESCHÖN!

Ich bin recht aufgeschlossen hierhergekommen – und ich bin wirklich froh, dass ich das getan habe! Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich einlassen kann oder nicht – und jetzt fühle ich mich total zu Hause!

Ich finde es sehr interessant, denn gestern war ich so nervös, als ich das erste Mal auftrat. Da waren so viele Menschen im Publikum und ich wusste nicht, dass ich reden durfte. Und als ich heute auf die Bühne gegangen bin – nur einen Tag später, nach nur einem Tag Zeit! –, heute fühle ich mich wie ein Teil einer Familie, was wirklich wunderschön ist! (Sam lächelt.)

Shana: Du bist wirklich herzlich willkommen, wirklich!

Bist du es gewohnt, in Konzerten mit einem so großen Publikum zu spielen?

Sam: Mit der Handpan? Ich habe auf ein paar ähnlichen Veranstaltungen gespielt. Aber oft werde ich nur in eine Ecke gesetzt und es ist fast wie Hintergrundmusik, nur um ein Gefühl zu erzeugen. Ich denke, für dieses Instrument ist es bei Weitem das offenste, aufmerksamste Publikum, das ich je hatte, das tatsächlich zusieht, zuhört, aufnimmt und wertschätzt, was es ist!

Auf diese Weise habe ich auf kleineren Veranstaltungen gespielt, mit etwas mehr als fünfzig Menschen, wo es sich für mich genauso angefühlt hat. Aber das hier ist bei Weitem die größte Anzahl von Menschen, die es auf diese Weise wertgeschätzt haben.

In meinem anderen Leben als Schlagzeuger spiele ich, wie schon gesagt, in verruchten Rockbars oder auf größeren Musikfestivals. Ich bin es gewohnt, vor großen Menschenmassen aufzutreten, aber das ist eine völlig andere Welt als diese hier. (Sam geht in sich.)

Weißt du, ich hatte eine sehr schwere Zeit – für eine ziemlich lange Zeit, zwei Jahre etwa, nachdem ich vom Reisen nach Hause gekommen war –, in der ich diese Instrumente wirklich nicht mehr anfassen konnte. Ich hatte total das Interesse verloren. Ich wollte kein Teil mehr davon sein und das lag zum größten Teil daran, dass ich mich wertgeschätzt fühlte, wenn ich auf der Straße spielte, aber sobald ich versuchte, ein richtiges Konzert oder Ähnliches zu geben, war da absolut keine Liebe für das, was es war.

Shana: Von den Menschen oder von dir?

Sam: Auch von mir. Ich denke, ich fing an, Ressentiments zu haben … Als ich von dieser großen Reise zurückkam, die mich menschlich wirklich sehr verändert hat, zurück zu dem Ort, an dem sich keiner der Menschen, die dort leben, auch nur ein Stück weit verändert hatte … Ich fühlte, dass ich selbst so sehr gewachsen war, als ich mit diesem Instrument auf Reisen war und mit dem Geld ausgekommen bin, das ich auf der Straße verdiente – und als ich nach Hause kam, hatte sich dort rein gar nichts verändert.

Viele meiner Freunde hatten … es gab Auseinandersetzungen. Es gab nun viele Menschen in meinem Leben, die sich auf der ganzen Welt bewegten, und ich fühlte mich sehr selbstbewusst und meine Freunde betrachteten mich, als würde ich von ihnen davonlaufen, weil ich dieses neue Leben und diese neue Leidenschaft mit dem Instrument hatte. Also habe ich es fast schon abgelehnt, es zu spielen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich sonst dadurch das ganze Leben verlieren würde, das ich bis dahin zu Hause kannte.

Dieses Event, das Kryonfestival, ist also tatsächlich teilweise dafür verantwortlich, dass ich zu dem Instrument zurückkomme und das Talent, das ich damit habe, wiederentdecke und wieder wertschätzen kann! Denn ich war ausgestiegen und als mir gesagt wurde, dass ich nach Deutschland kommen würde, um aufzutreten, da sagte ich zu mir selbst: „Okay, ich fang besser wieder an zu spielen.“

Ich denke, dass ein Teil meiner anfänglichen Nervosität, als ich hierherkam, und warum ich mir nicht sicher war, wie die Menschen mitgehen würden, daran lag, dass es ziemlich lange her war, dass ich mich beim Spielen wirklich gut gefühlt habe.

Shana: Das heißt, Rosenheim ist eine Art neues New York!

Sam: Ja, das ist es – ein neues New York!

Shana: Das ist wundervoll!

Erzähl uns bitte noch: Gestern war das erste Mal, dass du die Handpan zusammen mit Benny Chamuel an der Trommel gespielt hast, heute Morgen in Begleitung von Kilian Shogun an der Geige – wie war das aus deiner Sicht?

Sam: Ich habe ja Erfahrungen mit Bands im Hintergrund und deshalb liebe ich den Energieaustausch zwischen zwei Musikern, die sich vorher noch nicht kannten und dann einfach drauflosspielen. Wenn es funktioniert, ist es wie ein Gespräch, ohne dabei zu sprechen.

Um das mit Kilian als Beispiel zu nennen: Gestern war er so aufgeregt, als ich sagte: „Du solltest deine Geige mitbringen“, dass er ganze sechs Stunden heimgefahren ist, um sie zu holen! Er war so aufgeregt, fast schon wie verzweifelt: „Oh mein Gott, ich bekomme eine Chance, mit diesem Typen aufzutreten …“, dass er tatsächlich ging und seine Geige holte.

Und dann heute Morgen, sobald ich mein Instrument berührte, war er präsent! Er war unmittelbar mit den richtigen Noten dabei. Und sobald ich hierüberzog, zog er mit. Es gab da definitiv einen Link und das übersetzt Sprache, das überträgt fast schon Persönlichkeit. Es sind dann einfach zwei musikalische Wesen, die zusammen schwingen.

Also, das ist ein großer Teil davon, warum ich Musik liebe. Wenn ich eine Band oder ein Orchester oder etwas, das ich wirklich genieße, anschaue, sehe ich es nicht als ein Genie, das Musik schreibt. Ich sehe es als all diese Aspekte, die miteinander reden – wie eine riesige Konversation, die dieses Schöne erschafft.

Eine solche Zusammenarbeit – auch wenn es so spontan ist wie mit Benny oder Kilian; auch wenn man gerade mal ein paar Minuten zusammen hatte, bevor man vor tausend Menschen spielt –, das ist der wichtigste Teil für mich, weil es Kommunikation ist.

Shana: Hat Kilian dich an dich selbst erinnert, als du deine erste Handpan bekommen hast?

Sam: Mir wurde ein Video gezeigt und als ich damals zum ersten Mal von dem Instrument hörte, gab es über diese Instrumente fast überhaupt keine Informationen. Mir wurde das Video von meiner Freundin gezeigt – es zeigte eines dieser verrückten, UFO-gleichen Dinger – und sie sagte: „Sam, ich denke, das ist für dich!“ Ich sah es mir an und war sofort wie besessen davon!

Ich habe über acht Monate lang nicht aufgehört, danach zu recherchieren. Ich war jede freie Minute, die ich hatte, im Internet und versuchte herauszufinden, wie ich eines dieser Teile bekommen kann. Ich wusste – etwas in mir wusste –, dass ich es spielen kann, sobald ich eins habe. Ich wusste einfach, dass ich damit tolle Sachen anstellen kann.

Es war also enorm anstrengend, um herauszufinden, wo man diese Dinger herbekommt. Irgendwann habe ich eine E-Mail an einen deutschen Hersteller gesendet, der eine Version des originalen Hangs herstellt. Es nennt sich Inner Sound. Die sind okay und lagen in meinem Budget. Wenn ich es heute spielen würde, würde ich sagen, dass sie nicht die besten Instrumente sind, aber es war damals genug für mich, um mich einfach hinzusetzen, zu fühlen, wie es sich anfühlte, und herauszufinden, wie man es spielt.

Als ich es erhielt, fühlte ich mich wie ein Fünfjähriger am Weihnachtsmorgen – plötzlich überall Geschenke! Es war das Größte und Beste, das je passiert ist! Es war einfach wunderschön und ich denke, dass ich dieses Gefühl zu oft vergesse. Und ich denke, dass ich mich wieder in dieses Gefühl zurückversetzen musste, um wieder wertschätzen zu können, wie glücklich ich bin, hier zu sein, überall hingehen zu können und mit Musik über die Runden zu kommen.

Shana: Viele Musiker, Künstler, Freiberufler und junge Unternehmer träumen davon, mit dem, was sie tun, über die Runden zu kommen. Darf ich fragen, ob es dir möglich ist, dass du allein durch deine Musik genug Geld für dein tägliches Leben verdienst?

Sam: Es ist möglich, aber es ist extrem schwer. Ich habe immer noch einen Job. Ich habe versucht, mit Musik allein zu überleben, aber … Ich habe mir Anfang letzten Jahres gesagt, dass ich dieses Jahr nicht anderweitig arbeiten gehen werde, sondern dass ich ausschließlich Musik machen und von dem Geld leben werde, das ich mit dem Musikspielen verdiene.

Und es hat funktioniert! Ich musste zwar alles zusammenkratzen, was ging, aber ich bin durchgekommen. Es war kaum genug zum Überleben und am Ende fing ich an, nach Aufträgen zu suchen, die ich persönlich, künstlerisch eigentlich nicht wirklich tun wollte, nur um an das Geld zu kommen.

Ich denke, ich war aus dem Gleichgewicht, weil ich mich nicht mehr auf die Kunst fokussierte oder weil da keine Begeisterung mehr war. Es war im wahrsten Sinne so, dass ich etwas zum Spielen finden musste, um an etwas Geld zu kommen. Geld ist ein echt schwieriges Thema, das dich wirklich von dem Gefühl hinter dem Erschaffen von Musik oder dem Kreieren von jeglicher Kunst ablenkt.

Ich bin nie wirklich ein großer Fan davon gewesen, das, was ich tue, bewusst zu Geld zu machen. Denn ich habe das Gefühl, dass wenn du dich ehrlich zum Ausdruck bringst und wenn du künstlerisch das tust, was du tun solltest, das Geld von ganz alleine zu dir kommt. Also, ja, ich kann von Musik leben, aber es ist sehr, sehr schwierig, dabei begeistert zu bleiben, wenn das Geld die Hauptrolle spielt.

Ich habe also noch einen Job, zu dem ich immer gehen kann, wann auch immer ich in Australien bzw. in meiner Heimatstadt bin – als Schlagzeuger bin ich ja auch viel auf Tour unterwegs. Ich habe da eine tolle Vereinbarung laufen, wo sie wissen, wie ambitioniert ich bin, und sie lassen mich arbeiten, wann immer ich verfügbar bin – was im Moment nicht sehr viel ist. Langsam aber sicher übernimmt die Musik tatsächlich das Feld. Es ist schön, so unterstützt zu werden, weil es mir die Freiheit erlaubt, in meiner künstlerischen Arbeit ehrlich zu sein.

Shana: Super! Sehr gute Manifestation! Was für ein Job ist das?

Sam: Als ich achtzehn war, war der erste Job, nachdem ich aus der High-School kam, in einem Krankenhaus Kisten auszupacken. In den letzten zehn Jahren bin ich langsam die Leiter aufgestiegen und arbeite jetzt für eine Gruppe von Chirurgen als ihr Assistent im Operationssaal. Ich arbeite mit den orthopädischen Chirurgen zusammen. Sie sind für jede Art von Operationen, die mit Knochen, Muskeln und Venen verbunden sind, zuständig.

Im Grunde arbeite ich als orthopädischer Techniker. Während einer Operation gehört es zu meinen Aufgaben, den Patienten zu positionieren. Ich überwache die Technik, die im Operationssaal betrieben wird, und ich stelle sicher, dass alles, was der Chirurg benötigt, um die Operation durchzuführen, von wo auch immer aus der Welt bestellt wird und alle Werkzeuge genau an ihrem Platz sind, sodass der Chirurg alles hat, was er oder sie braucht, und loslegen kann, sobald er den Raum betritt.

Shana: Aber du hast keine medizinische Ausbildung, oder?

Sam: Nein, wie ich schon sagte, mein erster Job nach der High-School war das Auspacken von Kisten in diesem Krankenhaus und ich hätte theoretisch eigentlich einen Abschluss haben müssen, aber ich bin immer damit durchgekommen, einfach nur ich selbst zu sein, wenn ich auf Menschen treffe.

Weißt du, ich denke, die Menschen schätzen die Tatsache, dass ich eine Leidenschaft außerhalb der Arbeit habe. Ich habe nicht die richtige Ausbildung, aber ich bin eine sehr praktisch veranlagte Person und lerne beim Tun. Und ich denke, dass die Menschen viel lieber mit jemandem zusammenarbeiten, der interessante Geschichten aus seinem Leben erzählen kann.

Ich erlebe das so: Je mehr ich rausgehe und Dinge mache, wie durch Südamerika zu reisen oder in Deutschland aufzutreten, desto mehr werde ich angefragt. Jedes Mal, wenn ich zurückkomme, ist da immer gleich jemand, der mich fragt: „Könntest du bitte kommen und mit mir arbeiten?“ Es ist wie eine warmherzige Umarmung.

Das ist mir dieses Jahr zwar noch nicht passiert, aber es ist schön, den Luxus zu haben, sicher zu wissen, dass ich mir keine Sorgen mehr machen brauche, mit Musik Geld verdienen zu müssen. Denn ich habe diese Rückversicherung, auf die ich immer zurückgreifen kann, die mich aber auch gehen lässt, so oft ich möchte. Ich weiß, dass ich mich immer werde darauf verlassen können!

Shana: Das ist Freiheit!

Sam: Ja, es ist Freiheit! Aber die Sache mit dieser Freiheit ist, dass sie mir nicht einfach in den Schoß gefallen ist. Ich habe sehr hart dafür gearbeitet, um mir dieses Leben so aufzubauen.

Weißt du, ich habe auch viele Kämpfe durchgestanden – sowohl innerliche als auch äußerliche in meinem Leben –, nur um einfach zu versuchen, das richtige Gleichgewicht zu finden. Es musste erst sehr viel emotionale Heilung und Heilung meines Herzens geschehen und ich musste vieles in mir selbst herausfinden und entscheiden, um die Situation zu kreieren, in der ich jetzt bin.

Shana: Das kann ich nachempfinden – und sicherlich viele von uns. Danke für dein Vertrauen, dass du uns all das so offen und ehrlich erzählt hast! Es ist ein kostbares Geschenk, dass du hier mit uns bist und wir dich nun ein bisschen besser kennenlernen durften!

Leider kommen wir langsam zum Ende dieses Interviews. Gibt es noch irgendetwas, das du uns zum Abschluss sagen und mit auf den Weg geben möchtest?

Sam: Ich würde gerne noch sagen, dass ich in mir gerade so tiefen Frieden fühle, wie ich ihn wahrscheinlich noch nie gefühlt habe oder zumindest seit sehr langer Zeit nicht mehr! Ich fühle mich sehr inspiriert und ich weiß, dass ich zurück nach Australien gehen und mich wirklich darauf fokussieren werde, mehr Musik zu kreieren. Hoffentlich habe ich beim nächsten Mal ein paar CDs zum Verkaufen.

Shana: Nur keinen Druck! (Es wird gelacht.) Sag uns Bescheid, wenn wir dich irgendwie unterstützen können.

Sam: Wir bleiben auf jeden Fall im Kontakt und vielleicht komme ich das nächste Mal auch ein bisschen früher. Jede Ausrede, ein Land mit Menschen zu entdecken, die ich mag, ist eine gute Ausrede, um früher zu kommen.

Shana: Du bist immer herzlich willkommen!

Sam: Danke, dass ihr mich zu diesem Interview eingeladen habt!

Shana: Wir danken dir! An’Anasha!

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